Kein Sitzenbleiben – keine Noten

Angst ist ein schlechter Helfer der Erziehung und des Lernens. Die Drohung, wegen ungenügender Leistungen nicht versetzt zu werden, mag einmal einen kurzfristigen Ansporn geben, eine nachhaltige Motivation dürfte sie nur sehr selten bewirken. Wenn wir unsere Schulabgänger bitten, im Rückblick ihre Schulzeit zu beurteilen, steht die über 12 Jahre hin gewahrte Klassengemeinschaft meist ganz oben bei den positiv bewerteten Erfahrungen.


Es gibt vereinzelte Fälle, wo es z.B. nach langer Krankheit, einer Lebenskrise oder einem ganzjährigen Auslandsaufenthalt sinnvoll sein kann, eine Klassenstufe zu wiederholen. In aller Regel aber ist die das Lernen und die Entwicklung tragende und motivierende Kraft der gewohnten Klassengemeinschaft für die Überwindung von Schwierigkeiten hilfreicher als die Möglichkeit, eine Klassenstufe mit ihren Unterrichtsinhalten zu wiederholen. Auch würde es zu unserem Bemühen, die Unterrichtsinhalte und -methoden auf altersgemäße Aufgaben der Persönlichkeitsentwicklung abzustimmen, nicht gut passen, Schülerinnen und Schüler, die im Hinblick auf ihre Gesamtentwicklung in der richtigen Jahrgangsstufe sind, aufgrund bestimmter Leistungsdefizite in einer dann zu niedrigen Jahrgangsstufe zurückzuhalten.

Auch die Notengebung halten wir für ein nur in sehr engen Grenzen anzuwendendes pädagogisches Hilfsmittel. Die Schülerinnen und Schüler wie auch die Eltern wünschen und brauchen eine Rückmeldung zu dem, was in der Schule getan und gleistet wurde, und dem Zuwachs an Fähigkeiten und Kenntnissen, der erreicht worden ist. Solch eine Rückmeldung sollte aber zunächst die Form eines Entwicklungsberichts an die Eltern haben und den Schülerinnen und Schülern Anregungen für ihre weitere Arbeit geben. Den ersten Maßstab geben die individuellen Möglichkeiten, in deren möglichst weitgehender Entwicklung die Kinder und Jugendlichen unterstützt werden sollen.

Hinzu tritt dann der Maßstab des von der bearbeiteten Sache Verlangten, also des Sachgerechten. Der Abgleich an einer zahlenmäßigen Vergleichsskala, also die Benotung, leistet dagegen keinen produktiven Beitrag zur Kommunikation über individuelle Lern- und Entwicklungsprozesse. Deshalb und weil wir aus Erfahrung wissen, dass die Noten, dort, wo wir sie zum Ende der Schulzeit hin verwenden, viel weniger motivierende als demotivierende Wirkungen haben, verzichten wir in der Unter- und Mittelstufe und noch zu Beginn der Oberstufe weitgehend auf Notengebung. Dass wir den Schülerinnen und Schülern in den letzten Jahren der Oberstufe auch notenmäßige Rückmeldungen geben, soll sie mit dem Bewertungssystem der staatlichen Prüfungen, die sie am Ende der Schulzeit durchlaufen, vertraut machen und ihnen die Möglichkeit geben, sich auf die in diesen Prüfungen für sie ungefähr erwartbaren notenmäßigen Ergebnisse einzustellen.


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